3D Druckzentrum Ruhr auf der drupa 2016
Alles neu macht die Druckerei?
Die drupa ist, nach eigenen Angaben, die weltweit größte Messe für die Druck- und Papierindustrie und fand bisher alle 4 Jahre statt. Die Innovationszyklen werden allerdings weltweit immer kürzer, so dass die drupa sich ein facelift verpasst hat und ab sofort alle drei Jahre die Pforten öffnet.
Aktuell und verjüngt will die drupa sein, da kommt man um ein Thema nicht herum:
Na klar, 3D-Druck!! 2012 noch mit fragenden Blicken und abschätzigen Kommentaren bedacht, als wir damals auf der drupa den 3D-Druck gesucht haben, widmet man dieses Jahr eine ganze (halbe) Halle dem viel gehypten “additive manufacturing”.
Der “touchpoint 3d: fab+print” in Halle 7a umfasste etwa ein bis zwei Dutzend Austeller, die nicht nur aus den üblichen Verdächtigen bestanden: Stratasys und 3D-Systems waren nicht vor Ort, ebenso wenig german reprap oder igo3d, die ich vielleicht erwartet hätte. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Die angereisten Firmen und Aussteller waren mit Eifer dabei, dem drupa Publikum die vierte Revolution näher zu bringen.
Die Hochschulen der Druck- und Medientechnik Deutschlands teilten sich einen nach Sparten geteilten Stand und informierten über ihre Projekte und Studiengänge.
Sogar gleich drei 3D-Drucker waren aufgebaut. Ein selfmade-dlp-Drucker aus Wuppertal Stuttgart, ein gekaufter Filamentdrucker aus Polen und ein Foodprinter. Mit Freuden vernahm ich, dass auch der Studiengang Druck- und Medientechnologie der Uni Wuppertal ebenfalls an einem weiteren DIY Drucker schraubt.
Massivit 3D aus Israel stellten ihren large format 3D-Printer vor, der innerhalb kurzer Zeit sehr große Skulpturen ausdrucken kann. Äußerlich ein klassischer FFF-Drucker, verbirgt sich doch eine andere Technologie in dem Gerät. Die Geschwindigkeit wird durch die Verwendung eines Gels anstatt des klassischen Filaments ermöglicht. Dieses wird mit einem UV-Strahler am Druckkopf ausgehärtet, so dass ein schnellerer Durchfluss an Werkstoff zu erreichen ist. Genaue, scharfkantige Geometrien lassen sich noch nicht gut umsetzen, aber organische Formen sind gut umzusetzen. Interessant fand ich die Antwort auf die Frage, warum die drupa ein guter Ort ist, um sich als Hersteller von 3D-Druckern zu präsentieren. Die primäre Zielgruppe von Massivit 3D und auch der drupa seien Werbetreibende. Die Zukunft sei ihrer Meinung nach eine Ergänzung und Verschmelzung von 2D-Werbung mit dreidimensionalen Formen. Ich bin gespannt, was für Ideen zukünftige Designer umsetzen werden.
Die Dänen von Blueprinter zeigten Ihren neuen Drucker, der mit ihrer eigenen, patentierten SHS ( selective heat sintering ) Technologie arbeitet. Die soll die Wiederverwendung des Polymerpulvers ermöglichen, das, wie bei anderen Sinter Verfahren auch, nach dem Druck in einer Reinigungseinheit vom fertigen Druckobjekt entfernt werden muss.
Das mittelständische Unternehmen IGUS stellte seine Pallette an Kunststoffen vor, druckbare und solche, die es bald werden sollen. Spezialfilamente, die gegen verschiedene Chemikalien resistent sein sollen, um z.B. regelmäßigen Reinigungszyklen mit Desinfektionsmittel und dergleichen zu widerstehen. Anwendungsbeispiele in Lebensmittelindustrie oder Medizin würden sich genug finden, um dem 3D-Druck den Weg in bisher noch unerreichte Bereiche zu eröffnen.
Die Herstellung von Ersatz- oder Anbauteilen in Druckereien auf der ganzen Welt, war ein Thema beim Vortrag “3D Printing, Beyond the Hype” von AMR Europe, einem Vertrieb von 3D Druckern aus den Niederlanden. Viel spannendes habe ich jedoch nicht gesehen, ein paar Papierhalter für kleine Plotter, das war es dann auch schon. Das Thema ist wohl im Druckereialltag immer noch nicht richtig angekommen.
Im Gespräch mit Leslie Wood, dem Manager des touchpoints 3D fab+print hatte ich die Gelegenheit zu besprechen, was die drupa vom 3D-Druck hat und umgekehrt. Leslie betreibt den touchpoint für die drupa als externer Dienstleister und hat dieses Jahr die Kuration der Stände und Aussteller inne. Er erzählte mir, das die drupa ein guter Ort sei, um den Menschen aus der Druckindustrie den 3D-Druck näher zu bringen. Wer einmal in der Branche gearbeitet hat, der weiß, das der Druck ( pun intended ), perfekte Qualität rund um die Uhr, zu immer geringeren Preisen anzubieten, immens ist. Wer in diesem Business bestehen will, kann sich Experimente, die nicht direkten Benefit bringen, nur selten erlauben. Und so ist die Fokussierung auf irgendetwas anderes als die Optimierung des Tagesgeschäftes immer mit einem, zumindest gefühlt, gewaltigen Risiko behaftet. Auf der drupa können sich die gestressten Drucker und Manager einmal für ein paar Tage Zeit nehmen, um zu gucken was man in den letzten vier Jahren so verpasst hat und was man in den nächsten drei vier jahren wohl verpassen wird. Ich glaube, das hier der Startschuss für eine neue Sichtweise auf den 3D-Druck gefallen ist. Die Atmosphäre war, sogar an einem Sonntagnachmittag angefüllt mit Energie, neue Perspektiven auszuloten, auch wenn alle wissen, das man erst in drei vier Jahren wieder die Zeit finden wird, nocheinmal darüber nachzudenken.
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